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SchKG / Zwangsvollstreckungsrecht / Betreibung / Konkurs / Sanierung / Zwangsvollstreckung

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Nachlassstundungen werden selten genutzt

Datum:
08.12.2020
Rubrik:
Berichte
Rechtsgebiet:
SchKG / Zwangsvollstreckungsrecht
Stichworte:
Nachlassstundung, Sanierung
Autor:
Alessandro Farsaci
Verlag:
LAWMEDIA AG

Bildquelle: Pivot to Recovery™: Das Schweizer Nachlassverfahren | alvarezandmarsal.com
Eine Studie von Alvarez & Marsal (A&M) in Zusammenarbeit mit der Swiss Turnaround Association zeigt, dass eine Nachlassstundung ein wirksames Instrument zur Rettung existenzgefährdeter Unternehmen und der damit verbundenen Arbeitsplätze sein kann.

Bei Liquiditätsengpässen oder Überschuldung muss die Unternehmensführung eine Restrukturierung und Sanierung frühzeitig und objektiv angehen. Dabei sollte eine Nachlassstundung in Betracht gezogen werden.

Ein entsprechendes Sanierungsinstrument ist im Schweizerischen Schuldbetreibungs- und Konkursrecht (SchKG) vorgesehen und hilft den Unternehmen Zeit zu gewinnen, indem sie Schutz vor Gläubigerklagen erhalten und die Aussichten auf eine gemeinsame Lösungsfindung verbessern. Eine Nachlassstundung kann im besten Fall verhindern, dass Unternehmen Mitarbeiter entlassen und schliesslich in Konkurs gehen.

Unter Führungskräften ist die Nachlassstundung jedoch noch wenig bekannt und oft werden aussergerichtliche Lösungen bevorzugt. 2019 haben sich nur rund 70 Schweizer Unternehmen für eine Nachlassstundung entschieden. Im Vergleich zu den 4’691 Firmenkonkursen im selben Zeitraum wurde das Instrument der Nachlassstundung lediglich bei rund 1,4% aller Schweizer Konkurse eingesetzt. In den USA waren die Anträge für das vergleichbare und deutlich bekanntere Chapter-11-Verfahren 2019 zehnmal so hoch und liegen dabei bei 14%. Es besteht ein Aufholbedarf für Schweizer Unternehmen in Restrukturierungssituationen von diesem Instrument Gebrauch zu machen, um Gläubiger und Mitarbeiter zu schützen und die Fortführung für zukunfts- und wettbewerbsfähige Betriebe zu sichern.

40% der Unternehmen erfolgreich saniert

17 (38%) der Unternehmen, denen 2019 eine Nachlassstundung gewährt wurde und für die das Verfahren nun abgeschlossen ist, wurden entweder durch eine reine Restrukturierung oder durch einen ordentlichen Nachlassvertrag mit ihren Gläubigern erfolgreich abgeschlossen.

In 28 (62%) der abgeschlossenen Verfahren wurde die Gesellschaft aufgelöst. Basierend auf den erhaltenen Informationen wurde in 5 Fällen eine Auffanglösung (d.h. der gesunde Teil des Unternehmens wurde zu einer unabhängigen Einheit) oder eine Betriebsübertragung an eine Drittpartei erzielt.

2020 nur 34 Unternehmen mit Nachlassstundungen

Von Januar 2020 bis Ende September 2020 wurde 34 Unternehmen eine Nachlassstundung gewährt. Rechnet man die Zahl auf das gesamte Jahr hoch, entspricht dies 45 Fällen und somit einem Rückgang von 30% gegenüber dem Vorjahr. Dies lässt sich durch die COVID-19-Unterstützungsmassnahmen der Schweizer Bundesrat für Unternehmen erklären. Zum Vergleich: auch die Anzahl der Firmenkonkurse ging bis September gegenüber dem Vorjahr um 20% zurück. Im Verhältnis zu den 2’760 Firmenkonkursen im gleichen Zeitraum wurde das Instrument der Nachlassstundung nur bei rund 1,2% aller Konkurse eingesetzt.

Zusätzlich zu den gewöhnlichen Verfahren nutzten nur 22 Unternehmen die vereinfachte  COVID-19-Stundung, ein vereinfachtes Verfahren für kleinere Unternehmen in einfachen Verhältnissen, das bis zum 19. Oktober 2020 in Kraft war. Dies zeigt, dass eine Welle von Insolvenzen durch die anderen COVID-19-Massnahmen der Schweizer Regierung bislang wirksam vermieden wurde. Zu den Massnahmen gehörten staatlich unterstützte COVID-Kredite, die Lockerung der Kurzarbeitsentschädigung und die vorübergehende Aussetzung der Überschuldungsanzeige gemäss Art. 725 des Schweizerischen Obligationenrechts (OR).

Quellen

Die vollständige Studie kann hier eingesehen werden.

Über die Autoren der Studie

Alessandro Farsaci ist Managing Director und leitet das Team für Restrukturierung und Sanierung von Alvarez & Marsal in der Schweiz. Er ist Vorstandsmitglied der Swiss Turnaround Association.

Tobias Fritsche ist Associate Director und Mitglied der Teams für Restrukturierung und Sanierung von Alvarez & Marsal in der Schweiz.

Alvarez & Marsal

Alvarez & Marsal (A&M) ist ein nichtkotiertes Unternehmen, das seit seiner Gründung 1983 im Besitz seiner beiden Partner ist und weltweit multidisziplinäre Dienstleistungen anbietet. A&M unterstützt und begleitet private und öffentliche Unternehmen, Gläubiger und Anspruchsgruppen von notleidenden Unternehmen, Verwaltungsräte, Private-Equity-Firmen, Anwaltskanzleien und Regierungsbehörden, die mit komplexen Herausforderungen wie Restrukturierung, Due Diligence, Transformation und Change Management konfrontiert sind.

Um mehr zu erfahren, besuchen Sie AlvarezandMarsal.com.

Swiss Turnaround Association

Die Swiss Turnaround Association (STA) ist eine Vereinigung von Fachleuten auf dem Gebiet der Unternehmensrestrukturierung und -sanierung, die darauf abzielt, das interdisziplinäre Gebiet des Turnaround-Managements sowie die nationale und internationale Zusammenarbeit und den Austausch der in diesem Bereich tätigen Berufsleute zu fördern. Um mehr zu erfahren, besuchen Sie www.swiss-turnaround.ch.

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