Die Frage der Unternehmensnachfolge ist für viele Schweizer KMU und Familienbetriebe sehr aktuell: Jedem 4. Schweizer Unternehmen steht in den kommenden fünf Jahren ein Generationenwechsel bevor; die Mehrheit davon plant die Übergabe an einen Nachfolger in den nächsten zwei Jahren. Dies geht aus einer Studie der Credit Suisse und dem Center for Family Business der Universität St. Gallen hervor, bei der über 2’000 Firmen befragt wurden. Durchschnittlich wechselt ein Schweizer KMU alle 25 Jahre den Besitzer.
Faktoren der Unternehmensnachfolge
Die aktuelle Studie wurde im Rahmen der Reihe «Erfolgsfaktoren für Schweizer KMU» durchgeführt, und untersuchte, wie Schweizer KMU die Unternehmensleitung an die nächste Generation weitergeben und welche Faktoren in der Übergabepraxis zentral sind.
Die Unternehmensnachfolge hat in Familienbetrieben neben der wirtschaftlichen auch eine starke emotionale Komponente; für viele Unternehmer ist der eigene Betrieb ein Lebenswerk. Die Unternehmensnachfolge betrifft dementsprechend nicht nur den Unternehmer und die Firma, sondern auch die Familie. Auch von Seiten des Nachfolgers ist die Übernahme oft eine Herzensangelegenheit: Die Möglichkeit, sich unternehmerisch zu verwirklichen, sei das Hauptmotiv, einen Betrieb zu übernehmen, und weit wichtiger als finanzielle Anreize.
Nachfolgelösungen der Schweizer KMU in Zahlen
Ein Grossteil der Familienunternehmer wünscht sich eine Übergabe innerhalb der Familie. Dies ist jedoch nicht immer möglich; daher kommt es in der Praxis viel häufiger zu einer familienexternen Nachfolge als ursprünglich geplant – vor allem dann, wenn ein Unternehmer keine konkrete Nachfolgeplanung verfolgt hat. Bei Nicht-Familienbetrieben setzen die Inhaber bei der Nachfolge-Frage häufig auf langjährige Mitarbeiter. Bei Familienunternehmen ist diese Variante hingegen weniger verbreitet.
Die Studienergebnisse zeigen bei den Nachfolgelösungen folgende Zahlen:
- Familiy-Buy-Out: bei 40% der Schweizer KMU wird die Unternehmensleitung familienintern übergeben
- Management-Buy-Out: bei 20% wird die Unternehmensleitung intern an Mitarbeitende übergeben
- Management-Buy-In: bei 40% erfolgt eine familien- und unternehmensexterne Nachfolge
Optimierungspotential bei der Nachfolgeplanung
Die Autoren der Studie weisen darauf hin, dass überaschenderweise bei 46% der Firmenübertragungen kein konkretes Anforderungsprofil für einen Nachfolger festgelegt wurde. Bei der externen (Management-Buy-In) Übergabe steht ausserdem bei drei von vier Übergaben gerade mal ein Kandidat zur Auswahl.
40% der KMU haben zudem das Verhältnis des ehemaligen Inhabers zum Unternehmen nach der Übergabe nicht geregelt. In dieser Hinsicht bestehe bei der Strukturierung der Nachfolgeplanung bei vielen KMU Optimierungspotential.
Dagegen hat sich laut der Studie die Unternehmens-Due-Diligence durchgesetzt: Rund 80% der KMU führen im Rahmen der Unternehmensübergabe eine systematische Stärken-/Schwächen- und Wert-Analyse durch.
Unterschiede zwischen familieninterner und externer Übergabe
Die Studienergebnisse zeigen auch, dass sich familieninterne Übergaben in vielen Aspekten stark von der familienexternen Übergabe unterscheiden. Der familieninterne Übergabeprozess findet meist sehr viel weniger strukturiert statt; zudem hat der Verwaltungsrat hier besonders wenig Einfluss.
Die Nachfolge innerhalb der Unternehmerfamilie dauert in der Regel auch länger als eine externe Übergabe; zudem ist der Senior-Chef auch nach der Übergabe meist noch jahrelang im Unternehmen präsent. Dies birgt in vielen Fällen ein gewisses Konfliktpotential.
Andererseits bestehen bei der familieninternen Nachfolge meist enge finanzielle Verknüpfungen: Familieninterne Nachfolger können den Betrieb meist günstiger übernehmen als externe Nachfolger; im Durchschnitt 42%. 20% der familieninternen Nachfolger übernehmen das Unternehmen sogar kostenlos.
Quellen und weiterführende Informationen:
Studie «Unternehmensnachfolge in der Praxis» | credit-suisse.com