Reduktion von rund der Hälfte auf einen Drittel
Einleitung
Seit 1876 wird die Zahl der jährlich von den Schweizer Gerichten ausgesprochenen Ehescheidungen erhoben. Bis Mitte der 1960er-Jahre stieg die Scheidungsrate parallel zum Bevölkerungswachstum. Anschliessend erhöhte sich die Zahl der Scheidungen deutlich stärker.
Dieser Anstieg der Scheidungsrate auf beinahe 50 % deutete auf ein verändertes Scheidungsverhalten in der Bevölkerung hin.
Rückgang der Scheidungshäufigkeit
Gemäss Bundesamt für Statistik (BfS) ist die Scheidungshäufigkeit nun rückläufig:
- Scheidungsrate aktuell: 36,1 %
- Anzahl Scheidungspaare: 14‘900
- Prozentualer Rückgang: beinahe 13 %
Im Übrigen wird auf das nachfolgende Schaubild verwiesen.
Die wichtigsten Zahlen
2015 | 2016 | 2017 | |
Heiraten | 41’437 | 41’646 | 39’789 |
Rohe Heiratsziffer | 5.0 | 5.0 | … |
Zusammengefasste Erstheiratsziffer | |||
– Männer | 54.8 | 54.6 | … |
– Frauen | 59.9 | 59.8 | … |
Durchschnittsalter bei der Erstheirat | |||
– Männer | 31.9 | 32.0 | … |
– Frauen | 29.6 | 29.8 | … |
Eingetragene Partnerschaften | 701 | 729 | 778 |
– Paare (Männer) | 440 | 502 | 477 |
– Paare (Frauen) | 261 | 227 | 301 |
Scheidungen | 16’960 | 17’028 | 14’850 |
Rohe Scheidungsziffer | 2.0 | 2.0 | … |
Zusammengefasste Scheidungsziffer | 41.4 | 41.5 | 36.1 |
Durchschnittliche Ehedauer bei der Scheidung | 14.9 | 15.0 | 15.1 |
2017: provisorische jährliche Ergebnisse
… = diese Daten sind noch nicht verfügbar
Quellen: BFS, BEVNAT, STATPOP
Gründe für den Rückgang der Scheidungshäufigkeit
Für den Rückgang der „Scheidungsrate“ sind viele Gründe denkbar. Soziologen sehen darin verschiedene Ursachen und denken in mehreren Erklärungsansätzen:
- Trend zur Beständigkeit
- Finanzielle Gründe
- Scheidungssituationen erfordern die Finanzierung von zwei Haushalten durch den Ehemann, solange (gemeinsame) Kinder von der Ehefrau zu betreuen sind
- Verändertes Individualisierungsbedürfnis
- Nach einer Periode starker Individualisierung der Ehegatten würde nun das Pendel wieder etwas zurückschlagen
- Empfinden der Ehe als gesellschaftliches Korsett
- Die Ehe sei nun lange von dem einen oder anderen Ehegatten als einschränkend empfunden worden
- Gesucht wurde trotz oder nach der ehelichen Bindung die Freiheit und Unverbindlichkeit
- Neues Bedürfnis nach Beständigkeit?
- Die Öffnung unserer Gesellschaft durch Internet und liberalerer Denkweise könnte dazu führen, dass sich die Menschen wieder nach mehr Beständigkeit sehnen
- Zunehmende Akzeptanz der Polyamorie (Vielliebe)?
- Immer mehr Menschen geben sich der Polyamorie hin
- Eine dauerhafte Beziehung mit mehreren Menschen ist meist für alle Beteiligten ein schwieriges Unterfangen, können doch nicht alle gleichzeitig geliebt und nicht verletzt werden bzw. nicht gleichzeitig Bedürfnisse und Erwartungen mehrerer Partner und ggf. Elternpflichten gegenüber Kindern erfüllt werden.
Statistiken
Die Scheidungsgesamtheit lässt sich nicht über einen Leisten schlagen. Beziehungen bleiben individuell, ob diese nun von Bestand oder Nichtbestand sind, so wie es verschiedenste Gründe gibt, eine Beziehung aufrecht zu halten und sich nicht scheiden zu lassen. Gleichwohl können natürlich Statistiken zu Mutmassungen und Diskussionen über das Beziehungsverhalten unserer Gesellschaft anregen.
Quelle
LawMedia-Redaktions-Team
Weiterführende Informationen
- Scheidungshäufigkeit | bfs.admin.ch
- Von der Ehe und andere Liebesbeziehungen | nzz.ch
- Kann man nur ein bisschen untreu sein? | nzz.ch
- Heirat
- Ehescheidung