LAWNEWS

Familienrecht / Kindsrecht

QR Code

Getrennt lebende Eltern: Multilokales Leben der Kinder

Datum:
07.12.2022
Rubrik:
Berichte
Rechtsgebiet:
Kindsrecht
Stichworte:
gemeinsame Kindersorge, getrennt lebende Eltern, Kinderfürsorge, wechselnder Wohnort
Autor:
LawMedia Redaktion
Verlag:
LAWMEDIA AG

Eine Studie zeigt Probleme und Möglichkeiten auf

Viele Kinder getrennt lebender Eltern leben multilokal, d.h.

  • abwechslungsweise beim einen und beim andern Elternteil.

Der Alltag dieser Familien war bis anhin kaum dokumentiert:

  • Problemfelder
  • Möglichkeiten für die Unterstützung der Organisation ihres Familienarrangements.

Eine am 06.12.2022 veröffentlichte Studie zeigt auf:

  • die Situation von Kindern und Eltern, die in verschiedenen Haushalten leben;
  • die Abhängigkeit des Wohlergehens der Kinder v.a. von der Beziehungsqualität und der Konfliktfähigkeit der Eltern;
  • die Unterscheidung des Wohlergehens der Kinder von nicht getrennt lebenden Eltern.

Einleitung

Familiensituationen nach einer Trennung oder Scheidung sind ein Schwerpunktthema der Eidgenössischen Kommission für Familienfragen EKFF.

Die Studien-Organisatoren

Es haben zum abwechslungsweisen Aufenthalt der Kinder bei ihren getrennt oder geschieden lebenden Eltern eine Studie lanciert.

  • Das Marie Meierhofer Institut für das Kind (MMI),
  • das Büro für arbeits- und sozialpolitische Studien BASS AG und
  • Andrea Büchler vom rechtswissenschaftlichen Institut der Universität Zürich.

Die Anzahl Befragungen

Von den Studienorganisatoren wurden befragt:

  • 2868 getrennt lebende Mütter und Väter;
  • 244 Kinder.

Die Studie

Das Autorenteam zeigt unter anderem auf:

  • die Umstände, welche für ein multilokales Arrangement förderlich sind;
  • die Begebenheiten, welche sich nachteilig auf diese Zusammenlebensform auswirken.

Die weiteren Untersuchungen

Ausgehend von den Studie-Resultaten hat die EKFF untersucht,

  • Verbesserungen in Bezug auf den Rechtsrahmen solcher Familien;
  • Bessere Unterstützung dieser Familien im Lebensalltag.

Die EKFF hat neun Empfehlungen an verschiedene Akteure formuliert.

Ein Auszug der Schwerpunkte:

  • Definition
    • Schaffung der Begrifflichkeit eines zeitgemässen Familienrechts, unabhängig vom Status der Ehe.
  • Patchworkfamilien
    • Einführung der Möglichkeit zur Übernahme einer Betreuungsverantwortung durch Dritte.
  • Interaktive Kommunikation
    • Austausch der Schulen und familienergänzenden Betreuungsstrukturen mit beiden Elternteilen.
  • Partizipationsrecht der Kinder
    • Effektive Umsetzung des Partizipationsrecht der Kinder durch Gerichte und Behörden.

Die neun EKFF-Empfehlungen

Die EKFF hat aus der vorgenannten Studie neun Empfehlungen zuhanden von Fachpersonen und Politik abgeleitet:

Echtes Miteinander

  • Empfehlung 1: Sicherstellen von qualitativ hochstehenden, niederschwelligen Beratungsangeboten für Eltern vor/in Trennung und Scheidung zur Stärkung der Beziehungsqualität und des kindbezogenen Austausches.
  • Empfehlung 2: Institutionalisieren der interdisziplinären Zusammenarbeit und gesetzliches Anordnen von Mediation und Beratung bei strittigen Fällen.
  • Empfehlung 3: Verbindliches Gewährleisten der Kinderrechte nach Art. 12 der Kinderrechtskonvention auf Meinungsäusserung und Anhörung sowie verbindliches Partizipieren der Kinder.

Egalitäre Lösungen

  • Empfehlung 4: Umsetzen von weiteren Massnahmen zur Vergünstigung der familien- und schulergänzenden Betreuungsangebote sowie zur Sicherung des Zugangs aller zu diesen Angeboten – ohne Abbau der Qualität.
  • Empfehlung 5: Erforschen des Themenfelds mit Blick auf die Schweiz und sensibilisieren für Gelingensbedingungen multilokaler Familienarrangements.
  • Empfehlung 6: Intensivieren des gesellschaftlichen Diskurses über Elternschaft und Familie mit Orientierung an einem Diversity-Leitbild.

Anpassung der Rechtsnormen

  • Empfehlung 7: Berücksichtigen der Bedürfnisse multilokal lebender Familien bei der Bemessung von existenzsichernden Leistungen wie Sozialhilfe, Ergänzungsleistungen oder betreibungsrechtlichem Existenzminimum.
  • Empfehlung 8: Ausrichten der Leistungen und Abläufe der öffentlichen Verwaltung, Schulen und privater Institutionen auf die Bedürfnisse von Familien mit multilokalen Arrangements; Eruieren von Benachteiligungen und deren Beseitigung.
  • Empfehlung 9: Überarbeiten der rechtlichen Grundlagen (Gesetze, Verordnungen) nach dem Grundsatz der gemeinsamen Betreuungsverantwortung.

Quelle: Wie gelingt der Familienalltag nach einer Trennung? – Soziale Sicherheit CHSS (soziale-sicherheit-chss.ch)

Die Studienpräsentation

Die Studie und die Empfehlungen der EKFF waren Themenschwerpunkt des Forums für Familienfragen, welches am 01.12.2022 in Bern stattfand.

Die Präsentationen zu den Vorträgen sind auf der Internetseite der EKFF abrufbar: www.ekff.admin.ch

Die einzelnen Beiträge:

Quelle

LawMedia Redaktionsteam

Vorbehalt / Disclaimer

Diese allgemeine Information erfolgt ohne jede Gewähr und ersetzt eine Individualberatung im konkreten Einzelfall nicht. Jede Handlung, die der Leser bzw. Nutzer aufgrund der vorstehenden allgemeinen Information vornimmt, geschieht von ihm ausschliesslich in eigenem Namen, auf eigene Rechnung und auf eigenes Risiko.

Urheber- und Verlagsrechte

Alle in dieser Web-Information veröffentlichten Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Das gilt auch für die veröffentlichten Gerichtsentscheide und Leitsätze, soweit sie von den Autoren oder den Redaktoren erarbeitet oder redigiert worden sind. Der Rechtschutz gilt auch gegenüber Datenbanken und ähnlichen Einrichtungen. Kein Teil dieser Web-Information darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form – sämtliche technische und digitale Verfahren – reproduziert werden.