Zu Hause arbeiten: länger, aber nicht besser
Einleitung
Seit der Pandemie halten sich bei einzelnen Arbeitnehmern hartnäckig die Ansichten, dass man zu Hause besser, effizienter und erfolgreicher arbeite.
Agenda
- Einleitung
- Irrglauben der im Büro Arbeitenden
- Irrglauben des positiven Homeoffice-Effekts
- Homeoffice-Arbeit ohne Leistungsvorteile
- Gründe für die geringere Leistung
- Verschwimmen von Arbeit und Freizeit
- Fehlende Einbindung bei den Kollegen im Büro
- Fachkräftemangel
- Sibyllinische Arbeitgeber
- Arbeitgeber mit klarer Ansage pro Bürotätigkeit
- Reduzierte Karriere-Chancen mangels Büro-Präsenz
- Fazit
- Tipps: Karriere trotz Homeoffice
- Grafik (Homeoffice in Deutschland)
- Weiterführende Informationen
Irrglauben der im Büro Arbeitenden
Viele, v.a. jene die im Büro arbeiten müssen und sich ungleich behandelt fühlen, denken, dass das Homeoffice eine selbstbestimmte Wohlfühloase, ein sog. «Schokoladen-Job», sei:
- Kein Arbeitsweg
- Frühsport während der Arbeit
- Unbemerktes Kinder-in-die-Kita bringen
- Über Mittag mit dem Hund spazieren gehen
- weniger Sitzungen
- keine Überwachung
- keine Ablenkungen
- Kaffeemaschine, Kühlschrank und Zwischenverpflegung in greifbarer Nähe
- Annehmlichkeiten, über die man im Büro nicht verfügt
- Computer-Runterfahren um 16 Uhr
- Unbemerktes Kinder-in-der-Kita abholen.
Irrglauben des positiven Homeoffice-Effekts
Bisher glaubten viele, das Arbeiten zu Hause sei
- zielgerichteter,
- schneller und damit
- effizienter.
Homeoffice-Arbeit ohne Leistungsvorteile
Eine Untersuchung von Forschern vom April 2019 bis Augst 2020 bei 10’000 Mitarbeitern einer «Techfirma» mithilfe einer Software, die auf den Heimcomputern eingerichtet war und die die Aktivität der Angestellten mass, ergab folgende Ergebnisse:
- Arbeiten: im Durchschnitt 30 Prozent mehr;
- Erreichbarkeit: länger
- Leistung: im Durchschnitt 20 Prozent weniger;
- Produktivität: keine Vorteile.
Die Untersuchung war zugegebenermassen insofern realitätsfremd, als das Nachdenken nicht als Teil der Arbeit eingestuft wurde.
Eine amerikanische Studie zeigte bei über 3 Millionen Mitarbeitern von rund 21’000 Firmen in 16 verschiedenen Städten der Welt, dass
- die Menschen zu Hause seit dem Aufkommen der Covid-Pandemie deutlich länger arbeiten, d.h. im Ergebnis rund eine Dreiviertelstunde pro Tag mehr.
Gründe für die geringere Leistung
Der wichtigste Grund für die geringere Leistung bildet die physische Distanz zum Arbeitsplatz, nämlich:
- überdurchschnittlich viel Zeitaufwand für
- Videokonferenzen;
- Behebung eigener Kommunikationsprobleme:
- Kontakte mit Kollegen im Büro per e-mail und Telefon;
- Laufende Herstellung des Informationsgleichstands;
- Leerläufe;
- Umwege.
Work-Life-Blending
In der heutigen digitalisierten Welt verschwimmen Arbeit und Privatleben zunehmend:
- Die fehlende Trennung von Arbeit und Freizeit führt zu einem längeren Arbeiten in die Freizeit hinein;
- Reichen die Werktage nicht für die Arbeitserledigung, wird noch am Wochenende gearbeitet.
Durch die neue Homeoffice-Situation hat sich das sog. «Work-Life-Blending» noch verstärkt.
Fehlende Einbindung bei den Kollegen im Büro
Viele Arbeitnehmer im Homeoffice beklagen sich zudem, dass ihnen der «Kaffee-Klatsch» im Büro und die Mittagessengespräche mit Kollegen fehlen:
- Tätigkeiten, die nicht der Leistung dienen, bewirken aber ein besseres Wohlfühlen und machen produktiver.
Fachkräftemangel
Bis vor kurzem vermeldeten viele Arbeitgeber, sie seien auf Personalsuche und würden das dringend benötigte Fachpersonal nicht finden.
Zur Personalerhaltung bzw. zur Mitarbeitermotivation und für das Finden qualifizierter Fachkräfte richten sich viele Unternehmen modern bzw. digital aus und ermöglichen ihrem Personal
- Telearbeit;
- Homeoffice;
- Teilzeitarbeit;
- etc.
Oft zielt diese Ausrichtung aber auch auf eine ablaufoptimierende Digitalisierung des Unternehmens mit Chancen, aber auch (Cyber- und Vertraulichkeits-)Risiken.
Sibyllinische Arbeitgeber
Gewisse Arbeitgeber geben sich mit der Vorteilsbildung von Homeoffice und Teilzeitarbeit modern, wollen aber natürlich heute die teuren Raumkosten sparen.
Nur vom (angestellten) Personal hört man, dass da und dort Büroräumlichkeiten den Vermietern zurückgegeben wurden und noch mehr Mitarbeiter im Homeoffice arbeiten oder neue Räume mit modernen Bürokonzepten (Desk Sharing, d.h. flexible Arbeitsplätze, buchbare inhouse-Sitzungsboxen usw.) bezogen wurden.
Arbeitgeber mit klarer Ansage pro Bürotätigkeit
In den vergangenen Monaten hat es aber doch etliche Arbeitgeber gegeben, die dem Homeoffice abgeschworen und erklärt haben, ihr Personal müsse zurück ins Büro.
Ob und inwieweit dann im Einzelfall doch die partielle Homeoffice-Tätigkeit – als nicht monetäres Goodie – angeboten wird, erreicht die breite Masse der besser denn je informierten Arbeitnehmer nicht.
Reduzierte Karriere-Chancen mangels Büro-Präsenz
Bei der täglichen informellen Leistungsbeurteilung wird meistens an die Nächsten im Arbeitsumfeld gedacht. Dazu zählen dann jene nicht, die permanent im Homeoffice arbeiten.
Wer sich im Homeoffice verschanzt, nicht regelmässig im Büro erscheint und auf sich aufmerksam macht, hat Nachteile bei der Berücksichtigung von spannenden und herausfordernden Projektarbeiten und damit bei den Gelegenheiten zu Beförderungen.
Bekanntlich ist es deutlich schwieriger, sich bei einem Homeoffice-Job selbst zu präsentieren und auf die eigenen Leistungen aufmerksam zu machen.
Wichtig für die Karriere im Homeoffice ist ein gutes Selbstmarketing, das Pflegen und Erweitern der eigenen Netzwerke. Der Kontakt zu Kollegen, Chefs und Kunden sollte trotz Remote Work intensiv gepflegt werden.
Zu bequeme oder zu schüchterne Homeoffice-Beschäftigte geraten leider bald in Vergessenheit.
Fazit
Wer in Sachen Homeoffice nicht auf der (Heim-)Strecke bleiben, diese Gelegenheit aber nutzen will, hat für sich und seine Arbeitsstelle sowie Zukunftsperspektiven ein eigenes Konzept zu entwickeln.
Es liegt an jedem Mitarbeiter selbst, den „richtigen Weg“ beim Thema „Homeoffice“ zu finden.
Tipps: Karriere trotz Homeoffice
Tipps
Homeoffice-Mitarbeiter sollten für sich, ihre Arbeitsstelle und für die Zukunftsperspektiven ein eigenes Konzept entwickeln:
- nur Teilzeit-Home-Office;
- Büro-Präsenz mit Kollegen und Chefs, in adäquatem Mass und zu den richtigen Zeitpunkten:
- Aktives Networking;
- Teilnahme an Veranstaltungen, v.a. auch an After-Work-Veranstaltungen (als Surrogat für den Kaffee-Klatsch in der Büroküche);
- Teilnahme an Teammeetings, damit die Kollegen das eigene Gesicht sehen;
- Präsent bleiben und Selbstmarketing betreiben;
- Nach Rücksprache einkopieren des Chefs in e-mails;
- Sofern und soweit möglich mit Chefs sprechen;
- Überraschende Tätigkeiten im Büro;
- Regelmässiges Kommunizieren:
- Teilen
- der Herausforderungen des Jobs;
- des Projektstandes;
- der kommenden To-Dos;
- Kontaktaufnahme bei Problemen;
- Teilen
- Festlegung
- Ziele;
- Regeln;
- Alternativen.
- usw.
Grafik (Homeoffice in Deutschland)
Quelle: GastbeitragRemote arbeiten und Homeoffice – Karriere-Chance oder Risiko? | focus.de
Weiterführende Informationen
- Homeoffice allgemein
- Homeoffice kann zu mehr Stress führen
- Arbeitsbedingungen
- Arbeitgeberfürsorge
- Karriere und Homeoffice
- Karrierekiller Homeoffice? | humanresourcesmanager.de
- So machen Sie im Homeoffice Karriere | wiwo.de
- Homeoffice: Chancen und Risiken | faz.net
-
- Home Office vs. Smart Working | karriere-suedtirol.com
- GastbeitragRemote arbeiten und Homeoffice – Karriere-Chance oder Risiko? | focus.de (mit Grafik, vom 04.04.2023)
- Was bringt das Homeoffice? Die sechs wichtigsten Erkenntnisse (mit Grafiken, aber vom 06.12.20219)
- CO2-Emissionen als Homeoffice-Grund
Quelle
LawMedia Redaktionsteam