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Homeoffice: Reduktion von Leistung und Karrierechancen

Datum:
14.03.2024
Rubrik:
Berichte
Rechtsgebiet:
Arbeitsrecht
Thema:
Homeoffice
Stichworte:
Arbeitsleistung, Homeoffice, Karriere-Chancen, Karrierechancen
Autor:
LawMedia Redaktion
Verlag:
LAWMEDIA AG

Zu Hause arbeiten: länger, aber nicht besser

Einleitung

Seit der Pandemie halten sich bei einzelnen Arbeitnehmern hartnäckig die Ansichten, dass man zu Hause besser, effizienter und erfolgreicher arbeite.

Irrglauben der im Büro Arbeitenden

Viele, v.a. jene die im Büro arbeiten müssen und sich ungleich behandelt fühlen, denken, dass das Homeoffice eine selbstbestimmte Wohlfühloase, ein sog. «Schokoladen-Job», sei:

  • Kein Arbeitsweg
  • Frühsport während der Arbeit
  • Unbemerktes Kinder-in-die-Kita bringen
  • Über Mittag mit dem Hund spazieren gehen
  • weniger Sitzungen
  • keine Überwachung
  • keine Ablenkungen
  • Kaffeemaschine, Kühlschrank und Zwischenverpflegung in greifbarer Nähe
  • Annehmlichkeiten, über die man im Büro nicht verfügt
  • Computer-Runterfahren um 16 Uhr
  • Unbemerktes Kinder-in-der-Kita abholen.

Irrglauben des positiven Homeoffice-Effekts

Bisher glaubten viele, das Arbeiten zu Hause sei

  • zielgerichteter,
  • schneller und damit
  • effizienter.

Homeoffice-Arbeit ohne Leistungsvorteile

Eine Untersuchung von Forschern vom April 2019 bis Augst 2020 bei 10’000 Mitarbeitern einer «Techfirma» mithilfe einer Software, die auf den Heimcomputern eingerichtet war und die die Aktivität der Angestellten mass, ergab folgende Ergebnisse:

  • Arbeiten: im Durchschnitt 30 Prozent mehr;
  • Erreichbarkeit: länger
  • Leistung: im Durchschnitt 20 Prozent weniger;
  • Produktivität: keine Vorteile.

Die Untersuchung war zugegebenermassen insofern realitätsfremd, als das Nachdenken nicht als Teil der Arbeit eingestuft wurde.

Eine amerikanische Studie zeigte bei über 3 Millionen Mitarbeitern von rund 21’000 Firmen in 16 verschiedenen Städten der Welt, dass

  • die Menschen zu Hause seit dem Aufkommen der Covid-Pandemie deutlich länger arbeiten, d.h. im Ergebnis rund eine Dreiviertelstunde pro Tag mehr.

Gründe für die geringere Leistung

Der wichtigste Grund für die geringere Leistung bildet die physische Distanz zum Arbeitsplatz, nämlich:

  • überdurchschnittlich viel Zeitaufwand für
    • Videokonferenzen;
    • Behebung eigener Kommunikationsprobleme:
    • Kontakte mit Kollegen im Büro per e-mail und Telefon;
  • Laufende Herstellung des Informationsgleichstands;
  • Leerläufe;
  • Umwege.

Work-Life-Blending

In der heutigen digitalisierten Welt verschwimmen Arbeit und Privatleben zunehmend:

  • Die fehlende Trennung von Arbeit und Freizeit führt zu einem längeren Arbeiten in die Freizeit hinein;
  • Reichen die Werktage nicht für die Arbeitserledigung, wird noch am Wochenende gearbeitet.

Durch die neue Homeoffice-Situation hat sich das sog. «Work-Life-Blending» noch verstärkt.

Fehlende Einbindung bei den Kollegen im Büro

Viele Arbeitnehmer im Homeoffice beklagen sich zudem, dass ihnen der «Kaffee-Klatsch» im Büro und die Mittagessengespräche mit Kollegen fehlen:

  • Tätigkeiten, die nicht der Leistung dienen, bewirken aber ein besseres Wohlfühlen und machen produktiver.

Fachkräftemangel

Bis vor kurzem vermeldeten viele Arbeitgeber, sie seien auf Personalsuche und würden das dringend benötigte Fachpersonal nicht finden.

Zur Personalerhaltung bzw.  zur Mitarbeitermotivation und für das Finden qualifizierter Fachkräfte richten sich viele Unternehmen modern bzw. digital aus und ermöglichen ihrem Personal

  • Telearbeit;
  • Homeoffice;
  • Teilzeitarbeit;
  • etc.

Oft zielt diese Ausrichtung aber auch auf eine ablaufoptimierende Digitalisierung des Unternehmens mit Chancen, aber auch (Cyber- und Vertraulichkeits-)Risiken.

Sibyllinische Arbeitgeber

Gewisse Arbeitgeber geben sich mit der Vorteilsbildung von Homeoffice und Teilzeitarbeit modern, wollen aber natürlich heute die teuren Raumkosten sparen.

Nur vom (angestellten) Personal hört man, dass da und dort Büroräumlichkeiten den Vermietern zurückgegeben wurden und noch mehr Mitarbeiter im Homeoffice arbeiten oder neue Räume mit modernen Bürokonzepten (Desk Sharing, d.h. flexible Arbeitsplätze, buchbare inhouse-Sitzungsboxen usw.) bezogen wurden.

Arbeitgeber mit klarer Ansage pro Bürotätigkeit

In den vergangenen Monaten hat es aber doch etliche Arbeitgeber gegeben, die dem Homeoffice abgeschworen und erklärt haben, ihr Personal müsse zurück ins Büro.

Ob und inwieweit dann im Einzelfall doch die partielle Homeoffice-Tätigkeit – als nicht monetäres Goodie – angeboten wird, erreicht die breite Masse der besser denn je informierten Arbeitnehmer nicht.

Reduzierte Karriere-Chancen mangels Büro-Präsenz

Bei der täglichen informellen Leistungsbeurteilung wird meistens an die Nächsten im Arbeitsumfeld gedacht. Dazu zählen dann jene nicht, die permanent im Homeoffice arbeiten.

Wer sich im Homeoffice verschanzt, nicht regelmässig im Büro erscheint und auf sich aufmerksam macht, hat Nachteile bei der Berücksichtigung von spannenden und herausfordernden Projektarbeiten und damit bei den Gelegenheiten zu Beförderungen.

Bekanntlich ist es deutlich schwieriger, sich bei einem Homeoffice-Job selbst zu präsentieren und auf die eigenen Leistungen aufmerksam zu machen.

Wichtig für die Karriere im Homeoffice ist ein gutes Selbstmarketing, das Pflegen und Erweitern der eigenen Netzwerke. Der Kontakt zu Kollegen, Chefs und Kunden sollte trotz Remote Work intensiv gepflegt werden.

Zu bequeme oder zu schüchterne Homeoffice-Beschäftigte geraten leider bald in Vergessenheit.

Fazit

Wer in Sachen Homeoffice nicht auf der (Heim-)Strecke bleiben, diese Gelegenheit aber nutzen will, hat für sich und seine Arbeitsstelle sowie Zukunftsperspektiven ein eigenes Konzept zu entwickeln.

Es liegt an jedem Mitarbeiter selbst, den „richtigen Weg“ beim Thema „Homeoffice“ zu finden.

Tipps: Karriere trotz Homeoffice

Grafik (Homeoffice in Deutschland)

Quelle

LawMedia Redaktionsteam

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