Bildquelle: Schweizer HR-Barometer 2020 | unilu.ch
Schweizer HR-Barometer 2020
Einleitung
Der „Schweizer HR-Barometer 2020“ verbindet zwei wesentliche Entwicklungen:
- Digitalisierung
- Alterung unserer Gesellschaft
Die Studie wird von Gudela Grote, Professorin für Arbeits- und Organisationspsychologie der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETHZ) und von Bruno Staffelbach, Leiter des Center für Human Resource Management an der Universität Luzern, in Kooperation mit der Universität Zürich (UZH) regelmässig herausgegeben.
Agenda
Lebensarbeitszeit + Digitalisierung
Rund 40 Prozent der befragten Personen können sich offenbar vorstellen, über ihr Rentenalter hinaus zu arbeiten. Wenn die eigene Arbeit aber zu stark digitalisiert ist, geht dies mit tieferer Arbeitszufriedenheit einher.
Digitalisierung + elektronische Überwachung
Viele der Befragten gaben sich relativ offen gegenüber neuen Technologien:
- Bereitschaft zur Nutzung digitaler Lösungen des Arbeitgebers: 74 %
- Vorbehalte:
- Je höher der Digitalisierungsgrad des Unternehmens, desto geringer ist die Arbeitszufriedenheit
- Zunehmend wichtiger werdende Rolle der Eigenverantwortung der Arbeitnehmer in der digitalisierten Arbeitswelt
- 66 Prozent der Befragten gaben an, dass sie durch ihre Vorgesetzten «voll und ganz» oder doch zumindest «eher» ermächtigt würden, Entscheidungen selbstständig zu treffen
- Vorbehalte:
- Berichte von elektronischer Überwachung der Arbeitnehmer
- Blockierung des Zugriffs auf bestimmte Internetseiten: 46 %
- Überwachung beim Besuchen von Internetseiten: 22 %
- Gefühl der durch den Arbeitgeber eingeschränkten Privatsphäre: 20 %
- Siehe auch die nachfolgende Abbildung aus der Studie, Ziffer 2.6
Quelle: Schweizer HR-Barometer 2020, S. 26
Die Befragungs-Ergebnisse zeigten, dass sich die Arbeitnehmer mit ihrem Unternehmen weniger stark verbunden fühlen, wenn elektronische Überwachung zu oft eingesetzt werde.
Altersstereotypen + digitale Selbstwirksamkeit
Die Vorurteile älteren Beschäftigten in Unternehmen gegenüber scheinen weit verbreitet zu sein.
Gemäss Studie beobachten nur etwas mehr als zehn Prozent der Beschäftigten keine negativen Vorurteile gegenüber älteren Arbeitnehmern am Arbeitsplatz.
Die Studienleiterin Gudela Grote:
- «Hier besteht erheblicher Handlungsbedarf für Arbeitgebende, aber auch für Führungspersonen sowie Arbeitskolleginnen und -kollegen».
Würden negative Altersstereotypen vorherrschen, verringere dies die digitale Selbstwirksamkeit der Betroffenen, so die Studie. Dies heisse:
- Ältere Beschäftigte würden ihre eigenen Fähigkeiten im Umgang mit digitalen Technologien tendenziell geringer einschätzen
- Vorurteile gegenüber älteren Beschäftigten wirkten sich zudem negativ auf die Bereitschaft aus, über das Rentenalter hinaus zu arbeiten.
Die Daten des Schweizer HR-Barometers zeigen weiter, dass sich mehr als 40 Prozent der Befragten vorstellen könnten, länger zu arbeiten.
Eine bessere Grundeinstellung zum Arbeitnehmeralter im Betrieb könne beispielsweise durch ein sog. «Reverse Mentoring» – dem Austausch von älteren mit jüngeren Beschäftigten – aktiv gefördert werden.
Abgrenzung von Privat- + Berufsleben
Rund 75 Prozent der befragten Personen bevorzugen eine klare Trennung zwischen Arbeits- und Privatleben.
Angesichts der aktuellen Situation, in der viele Personen nur beschränkten Zugang zu ihren Arbeitsorten haben und entsprechend viel zu Hause arbeiten, ist dieses Ergebnis wichtig.
Bei älteren Arbeitnehmern ist der Wunsch nach Abgrenzung offenbar noch ausgeprägter.
Weiter gaben rund 60 Prozent der Befragten an, dass sich in der Praxis Arbeit und Privates vermische.
Dazu erklärt der Studien-Mitherausgeber Bruno Staffelbach:
«Es ist wichtig, dass sowohl die Beschäftigten als auch Vorgesetzte und HR-Verantwortliche darauf achten, dass es klare Regeln zum Beispiel zur geforderten Erreichbarkeit gibt, die es ermöglichen, Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben zu ziehen».
Quelle: Schweizer HR-Barometer 2020, S. 33
Trends
Es erstaunte die Studien-Herausgeber, dass im Schnitt das gleiche Mass an Arbeitsplatzunsicherheit bestehen würde wie vor zwei Jahren, wobei zum Zeitpunkt der Befragung eben erst die Corona-bedingten betrieblichen Einschränkungen erfolgt seien.
Die Tatsache, dass die Arbeitszufriedenheit zugenommen habe und die Formen der Unzufriedenheit fast durchwegs abgenommen hätten, lege auch die Vermutung nahe, dass die Beschäftigten derzeit besonders erleichtert darüber waren, Arbeit zu haben.
Wie in den Vorjahren hätte sich ein recht positives Bild des Human Resource Management gezeigt. Trotzdessen würden bestimmte Schwächen bzw. Bedürfnisse fortbestehen:
- Förderung von Autonomie und Partizipation
- Ausgeglichenere Gestaltung des „psychologischen Vertrages“, damit die Arbeitnehmer sich eigenverantwortlich weiterentwickeln und die nötigen Kompetenzen erwerben könnten, was die digitale Transformation mittragen würde.
Zur Studie
Erfasst wird in den Studien des „Schweizer HR-Barometers“, wie Angestellte in der Schweiz ihre Arbeitssituation erleben. Erhoben werden zum Beispiel die folgenden Themen: gegenseitige Erwartungen und Angebote von Arbeitnehmern als Bestandteil der Arbeitsbeziehung (psychologischer Vertrag), Praktiken des Human Resource Management wie Arbeitsgestaltung und Personalentwicklung, Führung, Arbeitszufriedenheit, Arbeitsmarktfähigkeit und Karriereorientierung.
Die Befragung startete Mitte März 2020, als die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zeitgleich Covid-19 als weltweite Pandemie einstufte und kurz darauf der Lockdown folgte. Die Daten sind natürlich vor diesem Hintergrund zu interpretieren.
Wer die Detail-Ergebnisse des „Schweizer HR-Barometers 2020“ nachlesen will, findet diesen unter:
- Schweizer HR-Barometer 2020 | unilu.ch
Quelle
LawMedia Redaktionsteam