Fürsorgepflicht des Arbeitgebers
Wer kennt sie nicht, die täglichen, internen und externen Deadlines.
Eine überraschende Dringlichkeit bringt den Tageszeitplan durcheinander. Zeitdruck und (negativer) Stress sind die Folge.
Für viele Mitarbeiter sind eingetaktete Deadlines „daily business“. Sie wissen wie damit umzugehen. Sie haben Erfahrung oder ihre eigenen Bewältigungs-Methoden des Zeitdrucks. Meistens lässt solche Mitarbeiter „nichts aus der Ruhe bringen“; die Leistung von Überstunden und Überzeit wird nicht als Mehrbelastung wahrgenommen.
Trotzdessen kann Dauerdruck die Gesundheit der Mitarbeiter gefährden. Die Folgen sind:
- Krankschreibung
- Beschwerden am Bewegungsapparat
- Offizielle Gründe
- Grippe, Magen- bzw. Darmbeschwerden, Migräne usw.
- Mittelbare Gründe
- Depressionen
- andere nicht ansteckende Probleme
- Streitigkeiten im Team, zB wegen Vorwürfen fehlender Leistungsbereitschaft u.ä.
- wie mitwirkende private Belastungen
- Arbeitsbedingungen als tatsächliche Krankheitsursache
- Reduktion von Produktivität und Umsatz wegen Präsentisums
Die Thematik untersteht der Fürsorgepflicht des Arbeitgebers. Er hat mit guter Führung die psychischen und physischen Ressourcen bereitzustellen und zu schauen, dass der Stress nicht die Belastbarkeit seiner Mitarbeiter übersteigt.
In der Praxis sind anzutreffen:
- Humaneres Wording als „Todeslinie“
- Verwendung des Terminus „Wunschtermine“ statt „Deadlines“
- Support
- Stützende Systeme des Kader zugunsten der Mitarbeiter
- Steuerung der Ressourcen
- Zeitmanagement
- Resilienz, d.h. Stärkung der psychischen Widerstandskraft bzw. Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen ohne anhaltende Beeinträchtigung zu überstehen
- Unterstützung durch Zuweisung Kollegen zur Mithilfe
- Unterstützende Massnahmen des Arbeitgebers
- Kleinteilige Terminvorgaben in Teams
- Bessere Erkennbarkeit, wo etwas zu langsam läuft und zusätzliche Unterstützung notwendig ist
- Nutzung digitaler Hilfsmittel
- Kleinteilige Terminvorgaben in Teams
- Steuerung der Belastungen
- Vermeidung von v.a. negativem Stress
- Steuerung der Ressourcen
- Erweiterte Freiheiten für Mitarbeiter mit „Wunschterminen“
- zB Zeiteinteilung nach dem eigenen „Gusto“
- Neulinge
- Aus- und Weiterbildung in Fristsachen sowie Peerprogramme erfahrener Berufskollegen
- Ansporn-Effekte
- Handlungsspielraum
- Wertschätzung des Mitarbeiters
- Befeiern eingehaltener Termine
- Vermeidung einer anhaltenden Überbelastung der Belegschaft
- Anstellung zusätzlicher Mitarbeiter
- Versetzung ungeeigneter Arbeitnehmer
- Organisatorische Massnahmen bei Erledigungsstaus
- Optimierung der Abläufe
- Einfügung eines weiteren Produktionsteilschritts
- Einführung des Vorschlagswesens (mit Prämierung guter Ideen)
- Verbesserung der Koordination
- Mitarbeitergespräche
- etc.
- Austarierung des Geschäftsmodells, wenn „Wunschtermine“ dessen Bestandteil sind
- zB Ad-hoc-Bearbeitung als Akquise-Argument
- Stützende Systeme des Kader zugunsten der Mitarbeiter
- Home Office-Deadlines
- Die beschränkten Weisungs- und Überwachungsmöglichkeiten der Home-Office-Arbeit führen dazu, dass Deadlines oft die einzigen Orientierungspunkte sind
- Projektmanager-Tools
Manchmal helfen Drittinformationen wie Studien und Umfragen weiter.
Der landesweite Job-Stress-Index (JSI) stellt den Ressourcen die Belastungen gegenüber:
Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) Studie «Job-Stress-Index» | gesundheitsfoerderung.ch
Quelle: Gesundheitsförderung Schweiz, Faktenblatt 48, Job-Stress-Index 2020
Näheres ist auch dem JSI-Faktenblatt zu entnehmen:
- JSI-Faktenblatt | gesundheitsfoerderung.ch
Im internationalen Vergleich steht die Schweiz gut da.
Eine Mitarbeiterumfrage des Europäischen Statistischen Amtes EUROSTAT ergab folgende Ergebnisse:
- 42 % der Mitarbeiter erklärten, manchmal unter Druck zu sein
- Ein Drittel fühlt sich nie unter Druck
- Nur jeder zwanzigste Befragte klagte, unter ständigem Druck zu stehen.
Nichts desto trotz sollten die Arbeitgeber und ihre Kader die Deadline-Thematik auf dem Radar behalten.
Weiterführende Informationen
Quelle
LawMedia Redaktionsteam