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Arbeitsrecht

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Arbeitsbedingungen: Stress im Allzeithoch

Datum:
29.10.2021
Rubrik:
Berichte
Rechtsgebiet:
Arbeitsrecht
Stichworte:
Arbeitgeberfürsorge, Arbeitszeiten, Arbeitszeiterfassung, Corona, Gesundheit, Pandemie, Sicherheit, Stress
Autor:
LawMedia Redaktion
Verlag:
LAWMEDIA AG

Bildquelle: travailsuisse.ch

TS-/BFH-Umfrage – „Barometer Gute Arbeit 2021“

Gewerkschaft Travail Suisse / Berner Fachhochschule (BFH)

Die Gewerkschaft Travail Suisse und die Berner Fachhochschule (BFH) realisieren seit 2015 jedes Jahr eine Umfrage zur Befindlichkeit der Arbeitnehmer in der Schweiz.

Der Schlussbericht der  jüngsten, siebten Umfrage bei 1600 Arbeitnehmern wurde am vergangenen Dienstag, den 26.10.2021, veröffentlicht.

Umfrageergebnisse im Allgemeinen

Die Befragungs-Ergebnisse 2021 deuten in den meisten Bereichen auf folgendes hin:

  • Besser bewertete Arbeitsbedingungen als in früheren Jahren
  • Signifikant bessere Beurteilung etlicher Kriterien durch die Arbeitnehmer als in den Vorjahren (vgl. die nachfolgende Abbildung Z1).

Die Umfrageanalysten gehen davon aus, dass der Einfluss der Covid-19-Pandemie an sich und der Befragungszeitpunkt eine wichtige Rolle bei der Beurteilung spielten.

Befragungs-Hauptkriterien

Hauptkriterien (auch „Dimensionen“ bezeichnet) waren:

  • Gesundheit
  • Sicherheit
  • Motivation

Dimension „Gesundheit“

In der „Dimension Gesundheit“ wurden nach wie vor am Negativsten beurteilt:

  • der Stress
  • die psychischen Belastungen.

Diese Bereiche sollen die schlechtesten Ergebnisse im gesamten «Barometer Gute Arbeit» erzielt haben:

  • Das Ausmass von Stress erreichte gar eine Allzeithoch:
    • 1 % der Arbeitnehmer waren oft oder sehr häufig durch ihre Arbeit gestresst.
  • Signifikante Erhöhungen der Indexwerte zeigten sich ferner
    • beim Präsentismus (Arbeiten trotz Krankheit)
    • bei der Gesundheitsförderung.

Es schien den Umfrageanalysten plausibel, dass als Folge der Covid-19-Situation die Massnahmen zum Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz als verbessert eingeschätzt wurden und die Arbeitnehmer weniger häufig trotz Krankheit zur Arbeit erschienen.

Quelle: Umfrage „Barometer Gute Arbeit 2021“

Quelle: Umfrage „Barometer Gute Arbeit 2021“

Dimension „Sicherheit“

Aufgrund der Befragung während der COVID-19-Öffnungsphase sei es wenig überraschend, so die Analysten, dass in der Dimension Sicherheit folgendes deutlich besser beurteilt wurde als in den 2 Jahren davor:

  • die kurzfristige Perspektive
  • die Arbeitsplatzsicherheit.

Dennoch befürchte beinahe die Hälfte der Arbeitnehmer, bei Stellenverlust keine eine vergleichbare Stelle zu finden. Eine steigende Anzahl der Arbeitnehmer rechnet zudem mit einer zunehmenden Arbeitsbelastung.

Quelle: Umfrage „Barometer Gute Arbeit 2021“

Dimension „Motivation“

In der Dimension „Motivation“ wurden hoch bewertet:

  • Sinn der Arbeit und
  • Wertschätzung.

Auf der betrieblichen Ebene wurden die beiden Aspekte gar signifikant höher als in den Vorjahren bewertet.

Auch die Entwicklungsmöglichkeiten wurden zwar positiver beurteilt, erzielten aber innerhalb der Dimension nach wie vor die tiefsten Werte, so die Umfrageanalysten.

Die Gestaltungs- und Entwicklungsmöglichkeiten werden am negativsten beurteilt:

  • Beinahe die Hälfte der Arbeitnehmer empfinden bei der eigenen Weiterbildung keine oder nur eine ungenügende Förderung durch ihre Arbeitgeber
  • Die jährlichen Mitarbeitergespräche würden bei fast der Hälfte aller Arbeitnehmer entweder nicht oder nur wenig hilfreich und konstruktiv stattfinden.

Quelle: Umfrage „Barometer Gute Arbeit 2021“

Quelle: Umfrage „Barometer Gute Arbeit 2021“

Fokus „Gleichstellung“

Im Jahr der mehrfachen Gleichstellungs-Jubiläen (50 Jahre Frauenstimmrecht, 30 Jahre Frauenstreik, 25 Jahre Gleichstellungsgesetz) gingen die Umfrage-Träger auch auf den Zustand der Gleichstellung in der Arbeitswelt ein.

Es habe sich gezeigt, dass eine Mehrheit (59.1 %) der Arbeitnehmer in der Schweiz finden würden, dass die Arbeitgeber in (sehr) hohem Mass auf die Gleichstellung der Geschlechter achten würden (vgl. die nachfolgende Abbildung 8).

Quelle: Umfrage „Barometer Gute Arbeit 2021“

Weitere Erkenntnisse und Grafiken siehe Umfrage-Studie.

Fokus „Home Office“

Ein weiterer Einfluss auf die Beurteilung der Arbeitsbedingungen ergibt sich durch die

Im ersten Lockdown während des Frühjahrs 2020 zeigte sich laut den Umfrageanalysten, dass

  • für knapp die Hälfte (47.1%) der Arbeitnehmer die Erbringung der Arbeitsleistung in Homeoffice nicht möglich war;
  • je rund ein Viertel der Arbeitnehmer teilweise (24.3%) oder vollständig (23.9%) im Homeoffice gearbeitet hatten

Vgl. ferner die nachfolgende Abbildung 27.

Während der Dauer der Homeoffice-Pflicht im Frühjahr 2021 erreichte die Homeoffice-Tätigkeit nicht mehr ganz die Verbreitung wie im Vorjahr:

  • 59 % der Arbeitnehmer arbeiteten nicht im Homeoffice
  • Auch der Anteil jener, die vollständig im Homeoffice arbeiten, war mit 14 % doch deutlich tiefer als noch im Vorjahr

vgl. ferner die nachfolgende Abbildung 28.

Quelle: Umfrage „Barometer Gute Arbeit 2021“

Es zeigte sich weiter:

  • Für rund die Hälfte (47.2 %) der Personen war die Homeoffice-Tätigkeit eine neue Erfahrung
  • Beinahe eine Verdoppelung des Anteils der Arbeitnehmer im Homeoffice, im Verhältnis zu früheren Befragungen, war die Folge (vgl. Abbildung 29).

Quelle: Umfrage „Barometer Gute Arbeit 2021“

Vor- und Nachteile der Home-Office-Arbeit

Erwartungsgemäss wurden bei der Befragung positive Aspekte (Vorteile) und negative Punkte (Nachteile) der Home-Office-Tätigkeit vorgebracht:

  • Vorteile
    • Wegfall des Arbeitsweges (am meisten bezeichneter Vorteil)
    • Schutz vor einer Covid-19-Ansteckung
    • grössere Ruhe am Arbeitsplatz
    • grössere Selbstbestimmung bei der Strukturierung und Planung der Arbeit
  • Nachteile
    • Fehlen sozialer Kontakte (49.1 % der Befragten)
    • mangelhafte Ergonomie des Arbeitsplatzes im Homeoffice (29.1 % der Befragten)

Vgl. ferner die nachfolgende Abbildung 30.

Quelle: Umfrage „Barometer Gute Arbeit 2021“

Quelle: Umfrage „Barometer Gute Arbeit 2021“

Quelle: Umfrage „Barometer Gute Arbeit 2021“

Weitere Erkenntnisse und Grafiken siehe Umfrage-Studie.

Deutlicher hervortretende Nachteile von Home Office
Das Homeoffice wird von den Arbeitnehmern differenziert bewertet:

  • Vorteile des Wegfallens des Arbeitsweges und ruhigere Bedingungen am Heimarbeitsplatz
  • Nachteile der fehlenden sozialen Kontakte, einer mangelhaften Ergonomie und einer Entgrenzung der Arbeitszeit
  • Im Pandemieverlauf habe die Wahrnehmung dieser Nachteile deutlich zugenommen, während die Vorteile konstant geblieben seien.
  • Erkenntnisse
    • Klare Regelung der Home-Office-Arbeit (Home Office-Arbeitsvertrag).
    • Begrenzung der Homeoffice-Tage
    • Umsetzung der Fürsorgepflicht des Arbeitgebers auch im Home Office
    • Einschränkung der sich ausweitenden Arbeitszeiten
    • Recht auf Nicht-Erreichbarkeit
    • Home Office soll sich nicht zum Nachteil der Arbeitnehmer auswirken.

Quelle

LawMedia-Redaktionsteam

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