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Arbeitsrecht

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Whistleblowing: Verfahren zur Meldung von Missständen

Datum:
03.12.2018
Rubrik:
Berichte
Rechtsgebiet:
Arbeitsrecht
Stichworte:
Arbeitsrecht, Compliance, Corporate Governance (GC), Datenschutzgesetz (DSG), Whistleblowing
Autor:
LawMedia Redaktion
Verlag:
LAWMEDIA AG

Beachtung von Arbeitsrecht und Datenschutz

Einleitung

Allgemein

Whistleblowing, ein Zeichen des Zeitgeistes und der grenzenlosen Reichweite der digitalen Kommunikation, rückt zunehmend in den Mittelpunkt des Interesses der Bevölkerung. Mittlerweile hat das Thema die Politiker erreicht und ist nun auch beim Gesetzgeber eingetroffen.

Compliance Verstösse im Unternehmen und Arbeitnehmer

Der Bundesrat hat sich am 21.09.2018 mit dem Whistleblowing-Thema befasst und die Zusatzbotschaft zur Teilrevision des Obligationenrechts (OR) dem Parlament abgeliefert.

Wir berichteten: Arbeitsrecht: Whistleblowing soll gesetzlich geregelt werden

Ziele von Hinweisgebersytemen

Unternehmen haben in den vergangenen Jahren damit begonnen, unternehmensinterne Meldestellen zur Bekämpfung von Compliance-Verstössen einzurichten.

Dieser Prozess wird dadurch beschleunigt, dass „ungehörte Mitarbeiter“ heute Illegales und unethisches Verhalten ihres Arbeitgebers nach aussen tragen und teilweise ausserrechtlich in den sozialen Medien verbreiten, was von Konsumenten durch sog. Shitstorms abgestraft wird.

Die Unternehmen installieren Hinweisgebersysteme mithin nicht nur um (internen) finanziellen Schaden auszuschliessen, sondern auch um (externen) Reputationsschaden zu vermeiden.

Nachfolgend sollen verschiedene Aspekte von Hinweisgebersystemen, namentlich in datenschutz- und arbeitsrechtlicher Hinsicht, beleuchtet werden.

Weiterführende Informationen

Missstand-Meldegegenstände

Denkbar sind folgende Missstände, die Whistleblower melden könnten:

  • Verhaltensweisen, die sich gegen das Unternehmensinteresse richten und einen Straftatbestand erfüllen könnten
    • zB Korruption
    • zB Banken- und Finanzkriminalität
    • zB verbotene Insidergeschäfte
    • zB Betrug
    • zB Rechnungslegungs-Fehlverhalten
    • zB Wirtschaftsprüfungsdelikte
  • Verhaltensweisen, die gegen Menschenrechte verstossen
    • zB Produktion durch Kinderarbeit
    • zB Missachtung des Umweltschutzes
    • zB Verletzung der Gleichstellung von Mann und Frau im Betrieb
  • Verhaltensweisen, die die unternehmensinternen Ethikregeln verletzen
    • Nur legale Ethikvorschriften (zB kein Verbot privater Beziehungen / Liebesbeziehungen unter Mitarbeitern)

Missstand-Meldewege

Unternehmensinterne Verfahren zur Meldung von Missständen werden aus verschiedenen Gründen eingeführt:

  • Mittelbare Kontrolle der Unternehmensführung aus dem täglichen Betrieb des Unternehmens
  • Mechanismus für die Beschäftigten, Missstände intern vertraulich melden zu können
    • Ergänzung zu den regulären Informations- und Meldekanäle des Unternehmens, die Missstände melden sollten, wie
      • Linienmanagement
      • Qualitätsmanagement (QM)
      • interne Revision (IKS)

Whistleblowing-Datenströme

Die Meldung von Verhaltensregelverstössen enthalten stets personenbezogene Daten, nämlich:

  • die Angaben über die beschuldigte Person
  • die (angeblichen) Verhaltensverstösse
  • die entsprechenden Sachverhalte.

Die Angaben des Whistleblowers werden je nach Art des Meldeverfahrens gehandhabt:

  • Meldeverfahren mit anonymer Hinweisgebung
    • Keine Erhebung personenbezogener Daten über den Whistleblower
  • Meldeverfahren ohne anonyme Hinweisgebung
    • Erfassung
      • Name der meldenden Person (Whistleblower)
      • Funktion im Unternehmen
      • Umstände der Beobachtung.

Es ist damit zu rechnen, dass bei verbundenen Unternehmen eine Übermittlung der personenbezogenen Daten an die Konzernzentrale oder andere zum Konglomerat gehörende Unternehmen erfolgt.

Verarbeitung Whistleblower-Daten

Die Meldung von Verhaltenspflicht-Verstössen löst in aller Regel eine Verarbeitung von personenbezogenen Daten aus.

Für jede Art von automatisierter und nichtautomatisierter Verarbeitung solcher Meldungen sind die Regeln des Datenschutzgesetzes (DSG) und ggf. der Europäischen Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) zu beachten.

Betroffene Personen sind vor allem der Whistleblower und die beschuldigten Mitarbeiter.

DSG-konforme Gestaltung des Meldeverfahrens

Das Meldeverfahren hat die datenschutz-rechtlichen Grundlagen zu berücksichtigen.

Insbesondere sind bei der Gestaltung des Meldeverfahrens mittels Hotline die Sicherstellung der Anonymität des Whistleblowers, die Interessen der betroffenen Personen, allf. Beschränkungen bei der Erhebung und Weitergabe der Informationen, namentlich auch an Dritte und beim Einbezug des Datenschutzbeauftragten des Unternehmens, zu gewährleisten und die erforderlichen organisatorischen und technischen Massnahmen vorzukehren.

Arbeitsrechtlicher Whistleblower-Schutz in Entstehung

Bereits heute sind bei der Planung eines unternehmensinternen Meldeverfahrens die künftigen arbeitsrechtlichen Whistleblowing-Normen – soweit möglich – zu berücksichtigen.

Der Gesetzesentwurf lst am Artikelende wiedergegeben.

Die Whistleblowing-Novelle wird notwendig, weil sich die vorhandene Schutznorm von OR 328b nur auf die Bearbeitung der arbeitnehmer-eigenen Daten bezieht (siehe nachfolgende Box).

Fazit: Datenschutz- und Whistleblower-gerechte Gestaltung

Will ein Unternehmen für die Missstands-Meldung eine firmeninterne Whistleblowing-Hotline einrichten, hat es zu berücksichtigen:

  • Datenschutz-Normen (DSG und ggf. DSGVO)
  • Whistleblowing-Novelle
  • unternehmensinterne Regularien.

Zudem empfiehlt sich eine rechtzeitige Abstimmung mit allen Beteiligten wie

  • Interne Revision (IKS-Anpassung)
  • Beauftragte der Geschäftsleitung
  • Rechtsabteilung (In-house Legals)
  • Datenschutzbeauftragter des Unternehmens
  • Personalabteilung (HR-Abteilung).

In Zweifelsfällen kann man sich beim Eidgenössischen Datenschutz- und Öffentlichkeitsbeauftragten erkundigen.

Quelle

LawMedia-Redaktionsteam

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