Bei Konsumentengeschäften (B2C) trifft der Anbieter und AGB-Verwender auf eine Gegenpartei (Konsument) mit geringerem Informationsstand und einer schwächeren Verhandlungsmacht:
Strukturelles Ungleichgewicht
- Geringerer Informationsstand
- Schwächere Verhandlungsmacht
Beurteilung von Konsumenten-AGB
- Berücksichtigung bei Abschluss- und Inhaltskontrolle
- Informations- und Machtgefälle zwischen Anbieter und Konsument
- Anwendung der Lehre von der schwächeren Vertragspartei im Konsumrecht
- Heuristisches Prinzip (BRUNNER ALEXANDER, Was ist Konsumentenrecht?, in: JKR 1995, S. 51, und DERS., Konsumverträge – Begriff, Typologie und wirtschaftsrechtliche Bedeutung, JKR 2004, S. 22, FN 30, m.w.H.)
- Konsumentenrechtliches Ungleichprinzip (als Ausfluss des Vertrauensprinzips)
Konditionen-Wettbewerb nach dem Konsumenteninformationsgesetz (KIG)
- Lenkungsentscheide am Markt sind nur unter bestimmten Voraussetzungen möglich
- Marktinformation und Markttransparenz
- Konsumenteninformation
- Entscheidungsfreiheit
- AGB-Kollektivverträge nach KIG
- = Rahmenvereinbarungen der Kollektivpartner für die verschiedenen Wirtschaftsbranchen
- Paritätisches Aushandeln zwischen Anbieter- und Konsumentenorganisationen
- Ziele
- Einheitliche Systematik (Transparenzgebot)
- Einheitlicher Sprachgebrauch
- Übersichtlichkeit
- Formale und inhaltliche Verständlichkeit
- Umsetzungsgewährleistung
- Vorvertragliche Informationen zu Handen des Konsumenten
- Konkrete AGB-Kontrolle durch die sog. „Unklarheitenregel“
- Vgl. auch AGB-Auslegung-Unklarheitsregel
- = Rahmenvereinbarungen der Kollektivpartner für die verschiedenen Wirtschaftsbranchen
Kasuistik zu Konsumenten-AGB
Vertrag | Urteil |
---|---|
Personenwagen-Kauf | BGE 116 II 431–435 = Pra 79 Nr. 271 |
Automietvertrag mit Vollkasko-Klausel | BGer, 5.8.1997 = Pra 87 Nr. 9 |
Hausbau für privaten Bauherrn | BGer, 26.2.1997 = Pra 86 Nr. 164 |
Internationaler Reisevertrag, Auslegung der IATA-Bedingungen als AGB | BezGer ZH, 16.5.1989 = SJZ 1990, 214 ff, insb. 216 f. |
Reisevermittlung | KantGer SG, 21.11.1984, SJZ 1986, Nr. 36 |
Banken-AGB Haftungsausschlussklauseln | BGE 112 II 450 = Pra 76 Nr. 144 |
Bankvertrag, Banklagerndvereinbarung | ZR 1989 Nr. 48 |
Banksparvertrag / Sparheft, Entbindung von der Identitätsprüfung des vorweisenden Inhabers des Sparheftes | Pra 79 Nr. 272 |
Anlagesparkonto | SJZ 1994, 65 |
Hobby-Börsianer | BGE 120 II 42–46 |
Brokergeschäfte, Auftrag | BGE 124 III 155–166 |
Bankdepotvertrag mit Privatkunde | ZR 1997 Nr. 102 |
Eurocheck-Vertrag / EC-Karte | BGE 122 III 373 = Pra 86 Nr. 25 |
Versicherungsvertrag | BezGer Affoltern/ZH, 22.6.1986 = SJZ 1987, 381 f. |
Krankenkassenvertrag | ZR 1988 Nr. 53 |
Rechtsschutzversicherung ür Privaten | BGE 119 II 368 |
AGB-Haftungsausschlussklausel in Vollkaskoversicherung bei Automiete | BGE 119 II 443 ff., 446E. 1a = Pra 83 Nr. 229 |
Vollkasko-Autoversicherung | KantGer VS, 27.3.1996 = RVJ 1996, 257 ff. |
AGB-Gerichtsstandsklausel in Fernkursvertrag | AmtGer Luzern-Stadt, 10.1.1989 = JkR 1995, S. 256 ff. |
Literatur
- BRUNNER ALEXANDER, Konsumverträge, Begriff – Typologie und wirtschaftsrechtliche Bedeutung, in: JKR 2004, S. 3
- BRUNNER ALEXANDER, Was ist Konsumentenrecht?, in: JKR 1995, S. 31 – 57, v.a. S. 45 ff. und 51
- WEBER-STECHTER URS M., Internationales Konsumvertragsrecht: Grundbegriffe, Zuständigkeit, Anerkennung und Vollstreckung sowie anwendbares Recht (LugÜ, IPRG, EVÜ, EGBGB), Diss. Zürich, 1997, S. 82 ff.
Judikatur
- ZR 1989, Nr. 27 = SJZ 1989, S. 249 ff.
Link
- Konsumentenvertragsrecht: Kompensationsinstrumente: AGB-Inhaltskontrolle | konsumenten-schutz.ch
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