Bei Handelsgeschäften (B2B) ist von einem strukturellen Gleichgewicht der Vertragsparteien auszugehen:
Strukturelles Gleichgewicht
- Gegenpartei des Anbieters hat in der Regel einen ausreichenden Informationsstand
- Gegenpartei des Anbieters verfügt meistens über eine ebenbürtige Verhandlungsmacht
- Was zu einem Kampf um die anwendbaren AGB bzw. Allgemeinen Verkaufs- und Lieferbedingungen führen kann
- Einsatzbereich
- Anwendung von Unternehmens-AGB in allen Wirtschaftssektoren
Beurteilung von Unternehmens-AGB
- Eigenartige Gerichtspraxis, die auch bei B2B-Geschäften die B2C-Verträgen die „Lehre von der schwächeren Partei“ anwendet
- Ausnahmeweise Berücksichtigung von Ungleichgewichtslagen gestützt auf ZGB 2
- Ursache
- Auch viele Geschäftsleute sind ihren Vertragspartnern beim Aushandeln von Vertragsklauseln nicht gewachsen
- Branchen-AGB
- Banken-AGB
- Allgemeine Versicherungsbedingungen (AVB)
- AGB für Miete im Wohnungsmarkt
- Autogewerbe-AGB
- Nicht funktionierender Markt
- Wohnungsmiete
- Kauf von dauerhaften Konsumgütern
- Früher Versicherungen
- Anwendbarkeit der faktischen Möglichkeit des Aushandelns
- Wo diese faktische Möglichkeit nicht vorhanden ist, besteht nur eine formale, nicht ausreichende Vertragsgerechtigkeit
- Folge
- Eingriffsnotwendigkeit von Gesetz und Rechtsprechung, zur Gewährleistung der materiellen Gerechtigkeit
Kasuistik zu den Unternehmens-AGB
Vertrag | Urteil |
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Zahlungsvereinbarung „100% WIR“ | BGE 119 II 227–231 = Pra 83 Nr. 246 |
Kauf eines Bäckereiofens mit Verrechnungsverzicht | BGE 109 II 213 |
Autohandel | KantGer SG, 16.1.1994 = SJZ 1996, 153 |
Internationaler Kaufvertrag | HGer ZH 17.6.1994 = SJZ 1994, 332 |
Mietvertrag zwischen SBB und Garage-Unternehmen | BGE 108 II 418 |
Finanzierungsleasing für Investitionsgüter | Pra 82 Nr. 39 |
Bau einer Hühnerfabrik | BGE 109 II 452 |
Werkvertrag über Hausbau | ZR 1985 Nr. 103 |
Gewerbsmässige Auktion | BGE 112 II 337–346, 340 = Pra 76 Nr. 64 |
Speditions- und Frachtvertrag | BJM 1991, 289 ff. |
internationaler Frachtvertrag | AppGer BS, 14.1.1985 = SJZ 1985, 289 ff. |
Automatenaufstellungsvertrag | BGE 117 II 332 = Pra 82 Nr. 70 |
Bank-Geschäftskonto einer AG | BGE 109 II 116 |
Geschäfts-Kontokorrent | Oger SO, 28.4.1992 = SJZ 1995, 54 |
Bank-Kontokorrent-Kredit eines Architektenkonsortiums | BJM 1994, 236 ff. |
AGB-Pfandklausel bei Lombard-Kredit | BGE 119 II 344–346 |
AGB-Pfandklausel bei Unternehmens-Krediten | BJM 1995, 311 ff; ZR 1996 Nr. 48 |
AGB-Pfandklausel mit Wegbedingungen der nichtkonkursrechtlichen Pfandverwertung | BJM 1995, 139 ff. |
Risikoüberwälzung im Checkverkehr | BGE 122 III 26–33 |
Betriebshaftpflichtversicherung | BGE 118 II 342 |
Unternehmens-AGB in Versicherungsvertrag | BGE 122 III 118–124; BGer, 6.6.2002 = 5C.53/2002 |
AGB-Gerichtsstandsklausel allgemein | BGE 118 Ia 294 = Pra 82 Nr. 230 |
AGB-Gerichtsstandsklausel im internationalen Geschäftsverkehr | ZR 1995 Nr. 39; HGer ZH, 9.1.1996 = ZR 1996 Nr. 96 |
AGB-Gerichtsstandsklausel in Agenturvertrag | ZR 1990 Nr. 83 |
AGB-Schiedsklausel im internationalen Geschäftsverkehr | ZR 1992 Nr. 23 |
AGB-Schiedsklausel auf Konnossement | BGer 16.1.1995 = Pra 84 Nr. 205 |
Vollstreckung eines ausländischen Urteils in der Schweiz | PKG 1990, 193 ff. |
Literatur
- BÜHRER MARC PETER, AGB-Kollisionen, „the battle of the forms“ und weitere Probleme beim Verweis auf Allgemeine Geschäftsbedingungen, Diss. Zürich 1997
- ZÄCH ROGER, Privatrechtliches Gesetz – soziale Ordnungsmacht, in: SJZ 1978, S. 181 ff.