Für den Erfinder ist ein funktionierender Prototyp ein Meilenstein. Es ist ihm aber selten möglich, seine Erfindung vom Labor direkt auf den Markt zu bringen. Der Weg zur Marktfähigkeit ist lang und beschwerlich.
Es gilt folgende Prinzipien zu beachten:
Prototyp
- Berücksichtigung der Kundenbedürfnisse
- Berücksichtigung der Anforderungen für eine serielle Herstellung
- Berücksichtigung der Produktionskosten
- Berücksichtigung der Weiterentwicklungsmöglichkeit
- Berücksichtigung, dass aus dem gleichen Produkt unterschiedlich teure Typen hergestellt und angeboten werden können
Ressourcen bis zum erfolgreichen Marktdurchbruch
- Nicht selten erfordert der Weg vom Prototypen zum erfolgreichen Marktdurchbruch weiteres
- Optimierungen
- Materialisierung
- Möglichst niedrige Produktionskosten (= A+ O)
- Rezyklierbarkeit, wenn möglich aller Materialien
- Ressourcen
- (weitere) persönliche Energie
- Geld
- Zeit
- Optimierungen
- Vorausdenken von Abläufen und Organisation der Produktions-, Vertriebs- und Entsorgungskette
Markt- und Kundenbedürfnisse
- Marktbedürfnisse
- Wiederholte Fragestellung, braucht der Markt das Produkt und wenn ja, wie
- Wiederholte Fragestellung nach dem USP
- Kundenbedürfnisse
- Möglichst früher Einbezug bestimmter Kunden in die Produktentwicklung (spätere Ankerkunden)
- Kunde soll dereinst seine Bedürfnisse und seine Werte im Produkt wieder finden (Design)
Optimierung zur Serienfertigung
- Unumgängliche Massnahme
- Als weiterer Schritt, falls deren Berücksichtigung nicht bereits bei der Prototyp-Entwicklung berücksichtigt wurde
- Oft lohnt es sich, die Serienfertigungs-Optimierung mehrmals durchzuspielen, scheitern viele Produkte an den zu hohen Produktions- und damit Endverkaufspreise
- Berücksichtigung des Produktelebenszyklus
- Recycling
- Entsorgung
Patentierung?
- Evaluation der Patentanmeldung, da eine Anmeldung Vor- und Nachteile hat
- Vorteile
- Erfindungssicherung
- Datumsicherung
- Verwertbarkeit (Patentverkauf)
- Nachteile
- Umtriebe, Kosten und ev. Enttäuschung, dass
- die Novität vom IGE verneint wird
- ein anderer Erfinder mit der gleichen Idee schneller war
- einem die Zeit für den Markteintritt davonläuft
- Patentveröffentlichung schafft eine Nachahmungsfähigkeit
- Telquel-Kopieren durch übermächtige Konkurrenten oder Produzenten in fernen Ländern
- Ideen- bzw. Produkt-Nachbildung ohne Patentverletzung
- Endzeitfixierung für die freie Verwendung
- Umtriebe, Kosten und ev. Enttäuschung, dass
- Vorteile
- „Alternativen“?
- Beinahe wichtiger ist die schnelle Marktpositionierung, bis hin zur Marktbeherrschung, falls hiefür Mittel und Möglichkeiten bestehen
5 wichtige Startup-Erfolgsfaktoren
- IDEE (INNOVATIVE GESCHÄFTSIDEE)
- TEAM
- BUSINESS MODEL (GESCHÄFTSMODELL)
- FINANZIERUNG
- TIMING
Prototypen sollen die Zukunft greifbar machen
Der Prototyp
- ist per Definitionem ein unfertiges System, welches helfen soll, die Frage zu beantworten;
- soll 3 Grundfragen der Innovation beantworten:
- Desirability: Erfüllt die Innovation ein Kundenbedürfnis
- Feasibility: ist sie technisch machbar
- Viability: ist sie wirtschaftlich tragfähig.
Jeder dieser Punkte ist so unterschiedlich, dass sie eigene Art von Prototyp braucht:
- Ein Prototyp, welcher die Kundenattraktivität testet bzw. die Produktoberfläche abbildet, damit der Nutzer sich für oder gegen das Produkt entscheiden kann.
- Ein Prototyp, welcher die Machbarkeit testet und die technisch kritischen Funktionen reproduziert (reine Technikkontrolle).
- Ein Prototyp, welcher die Wirtschaftlichkeit testet und die finanziellen Eckdaten in einem Business Case zusammenfasst; dieser Prototyp soll eine Aussage über die wirtschaftliche Attraktivität ermöglichen, die sukzessive von grob zu fein abgetieft werden soll.
Für ein schnelles Vorankommen in der Entwicklung sollten alle 3 Prototypen-Arten parallel erstellt und optimiert werden, wobei stets ein interdisziplinärer Austausch der Beteiligten zum Verständnis der Zusammenhänge erfolgen sollten.
Vgl. SIEGRIST THOMAS, a.a.O., S. 9.
Literatur
- SIEGRIST THOMAS, Prototypen machen die Zukunft begreifbar – Wie Sie mit Prototypen die Zukunft begreifbar machen und interdisziplinär zusammenarbeiten, in: NZZ-Verlagsbeilage „Innovation“, vom 20.11.2021, S. 9