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Arbeitsverhinderung / Lohnfortzahlung

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Zweifelhafte Arbeitsunfähigkeit

Rechtsgebiet:
Arbeitsverhinderung / Lohnfortzahlung
Stichworte:
Arbeitsverhinderung, Lohnfortzahlung
Autor:
Bürgi Nägeli Rechtsanwälte
Herausgeber:
Verlag:
LAWMEDIA AG

Indizien, die gegen Arbeitsunfähigkeit sprechen

Beim Arbeitgeber können aus verschiedenen Gründen Zweifel an der Arbeitsunfähigkeit des Arbeitnehmers entstehen:

Zweifel wegen Arbeitnehmerverhaltens

  • Widersprüchliche Aktivitäten des Arbeitnehmers
  • Erwerbs- oder Konkurrenztätigkeit
  • Vorankündigung der Arbeitsunfähigkeit
  • Weigerung der Befreiung des Arztes vom Berufsgeheimnis
  • Verfängliche und/oder wiederholte Zeitpunkte der Arbeitsunfähigkeit
    • Montags oder freitags
    • Bestimmte Wochen- oder Kalendertage
    • Zwischen 2 Feiertagen
    • Vor oder nach den Ferien
    • Nach grösseren Festivitäten
      • im Ort
      • im Freizeitclub des Arbeitnehmers
    • nach Differenzen
      • mit dem Vorgesetzten
      • mit Arbeitskollegen
  • häufiger Arztwechsel
  • Eintritt der Arbeitsfähigkeit kurz vor der Anberaumung des Besuchs beim Vertrauensarzt
  • Wechselnde leichte Unpässlichkeiten
  • Arztzeugnis eines „doc holiday“ (Arzt, der für die Ausstellung von Gefälligkeitszeugnissen bekannt ist)
  • Abwesenheiten von zu Hause bei Krankheiten mit Bettzwang
  • Erklärungsbedarf des Arbeitnehmers
  • zB Pflege eines alleinstehenden Arbeitnehmers bei Bekannten

Zweifel wegen Fehlerhaftigkeit des Arbeitsunfähigkeitszeugnisses

  • Formelle Fehlerhaftigkeit
    • Fehlende Unterschrift des Arztes
    • Ausstellungsdatum fehlt
    • Behandlungsdatum fehlt
    • Untersuchte Person kann nicht zweifelsfrei identifiziert werden
    • Nachträgliche Ergänzung des Arztzeugnisses macht dieses beweisrechtlich zu einem Dokument mit der Bedeutung wie wenn es ursprünglich vollständig ausgestellt worden wäre!
  • Materielle Fehlerhaftigkeit
    • Unterbliebene Untersuchung
    • Übermässige Rückdatierung
      • Rückdatierung nur mit gewissenhafter Prüfung und max. bis 2 Tage zulässig
      • Übermässige Rückdatierung macht Arztzeugnis beweismässig wertlos, da
        • Arztzeugnis-Vorlage bei Beendigung des Arbeitsverhältnisses, welches eine Arbeitsunfähigkeit auf den Kündigungszeitpunkt bestätigt
        • Rückdatierung auf einen Konsultationstermin 14 Tage früher, den der Arbeitnehmer nicht wahrnahm
    • Fragliche Untersuchungsergebnisse
      • Attest eines Arztes für Diagnose ausserhalb seines Fachgebietes
      • Befund ist unzureichend
      • Befund stimmt nicht mit der Diagnose überein
      • Diagnose stimmt nicht mit der bescheinigten Arbeitsunfähigkeitsdauer überein
      • Behandelnder Arzt kann Unstimmigkeiten nicht beantworten oder ausräumen
      • Fehlende Objektivierbarkeit von Krankheitssymptomen spricht weder für noch gegen das Bestehen der
      • Krankheit
    • Sich widersprechende Arztzeugnisse
      • Richter
      • muss im Rahmen der freien Beweiswürdigung entscheiden, welchen Aerztestandpunkt er übernimmt
      • kann eine Oberexpertise anordnen

Nachweis der Arbeitsunfähigkeit

  • Nachweis der Arbeitsunfähigkeit mittels Zeugen
    • Einvernahme des Arztes von Amtes wegen
    • Einvernahme des Arztes auf Antrag des Arbeitgebers
    • Einvernahme des Arztes auf Antrag des Arbeitnehmers
    • Einvernahme
      • des Arztes als sachverständige Zeuge
      • nahestehender Personen des Arbeitnehmers
      • von Krankenkontrolleuren
      • von Detektiven
  • Nachweis der Arbeitsunfähigkeit mittels Parteiaussage
  • Nachweis der Arbeitsunfähigkeit mittels Gerichtsgutachtens

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